Die Rückkehr zu Ausgrabungen in der Shanidar-Höhle stellte sich erst Ende des letzten Jahrzehnts heraus. Und im Jahr 2018 gelang es den Wissenschaftlern, genau den Schädel von Shanidar Zet zu finden. Allerdings war er durch einen Felssturz in der Antike stark abgeflacht. Die Forscher mussten die Struktur des Schädels buchstäblich Stück für Stück rekonstruieren. Mehr als 200 Fragmente wurden verwendet.
Nach der Restaurierung des Schädels wurde er digitalisiert und mit einem 3D-Drucker ausgedruckt. Auf der Grundlage dieses Modells legten die Spezialisten Muskel- und Hautschichten an, die sich entsprechend den Merkmalen des Skeletts befinden sollten. So gelang es, das Aussehen der Neandertalerin Shanidar Zet nachzubilden. Ein ähnliches Verfahren wurde auch bei einer Reihe anderer gefundener Überreste angewandt.
Dies war jedoch nicht das Hauptziel der Expedition. Die Wissenschaftler wollen immer noch verstehen, warum der Neandertaler wenige tausend Jahre nach dem Auftauchen des Homo sapiens so schnell ausstarb. Zu diesem Zweck werden die Merkmale der sozialen Interaktion in der Neandertalergesellschaft untersucht.
So konnte beispielsweise herausgefunden werden, dass die Shanidar-Höhle höchstwahrscheinlich eine Art Friedhof war, auf dem die Toten nicht massenhaft und auf einmal, sondern über Dutzende von Jahren begraben wurden. Und der Stein, der zunächst als Teil des Bestattungsrituals angesehen wurde, hatte den Charakter eines Orientierungspunkts. So wussten andere Neandertaler, wo sich die Grabstätte befand und konnten dorthin zurückkehren. Gleichzeitig wurden bestimmte Bestattungstraditionen bewahrt und über Generationen hinweg weitergegeben. Darauf deuten die Körperhaltungen der Bestatteten und ihre Lage hin.